In einem kleinen Dorf „Yangshuo“ in der Nähe des Li-Flusses, lebte einmal eine alte chinesische Frau, die im ganzen Dorf bekannt war. Die Leute amüsierten sich über die alte Frau. Sie hatte zwei große Krüge, die von den Enden einer Stange hingen, welche sie über ihren Schultern trug.
Eine der Krüge jedoch hatte einen kräftigen Sprung, während der andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste. Jeden Tag – ob Schnee oder brütende Hitze – ging die alte Frau zum Fluss, um Wasser für sich und die Familie zu holen. Am Ende der langen Wanderung vom Fluss zum Haus im Dorf war der eine Krug randvoll gefüllt mit dem frischen Flusswasser und der andere jedoch immer nur noch halb voll.
Jahr um Jahr geschah dies täglich: die alte Frau brachte immer nur anderthalb mit Wasser gefüllte Krüge mit nach Hause. Dies führte dazu, dass sich die Menschen im Dorf und auch die Familie über dieses Verhalten wunderten. Vor allem, weil ausreichend neue, unversehrte Krüge zum Wassertragen in der Familie zur Verfügung standen.
Eines Tage spricht die jüngste der Enkelinnen die alte Frau darauf an. „Warum gehst Du mit diesem kaputten Krug das Wasser
holen, wenn wir doch ganze Krüge besitzen. Merkst Du nicht, wie sich die Leute im Dorf über Dein Verhalten amüsieren?
Die alte Frau lächelte und sagt: „Ist dir schon einmal aufgefallen, dass auf der einen Wegseite - mit dem kaputten Krug -
Blumen blühen, aber auf der Seite des anderen Kruges nicht? Ich habe auf dieser Seite des Weges den Blumensamen gesät, den ich immer in meiner Tasche habe, weil ich mir des Fehlers bewusst
war.“
„Und so gießt der Krug mit dem Sprung die Blumen jeden Tag, wenn ich nach Hause laufe. Jeden Tag pflücke ich die
wunderschönsten Blumen und schmücke den Tisch und die Stube damit. Jeden Tag strahlst Du und die anderen Familienmitglieder über die Blumenbracht und oft genug lobt ihr den wunderschönen
Duft.
Wenn der Krug nicht genauso wäre, wie er ist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren."
Die Enkelin schaute die Großmutter einen Moment lang nachdenklich an, nahm dann die Hand der Großmutter, küsste sie und mit
einem stolzen Lächeln sagte sie: „Ich hoffe, ich besitze irgendwann wenigstens die Hälfte deiner Weisheit.“
Fazit.
Es sind die Fehler die wir haben, die das Leben so bunt gestalten. Sei auch Du Dir Deiner Fehler und die der Anderer bewusst
und hab immer etwas Blumensamen in der Tasche.
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