Glücksuche

Ein junger König der sich unglücklich fühlte, machte sich auf den Weg „glücklich“ zu werden. Viele Jahre ritt er; zuerst durch das eigene und dann durch fremde Länder, immer auf der Suche „glücklich“ zu werden. Sein Königreich vernachlässigte er mit jedem Jahr mehr und mehr. Wenn Boten aus seinem Land zur Meldung kamen und berichteten, dass sein Land ihren König dringend braucht, verbitterte er ein Stück mehr, weil er nicht glücklich und zufrieden war.

Viele Jahrzehnte zogen ins Land und als die Kräfte des Königs schwanden, befahl er  seinen Begleitern: „Bringt mich nach Hause!“

Nachdem sein Zug nach mehreren Monaten sein Land wieder betraten und auf den verwilderten und kaputten Wegen in Richtung des königlichen Schlosses ritten, kamen Sie an einer Tränke für die Pferde vorbei und machten rast.

An der Tränke saß ein alter Mann und strahlte glücklich und zufrieden die Ankömmlinge an. Der König, der das Strahlen des alten Mannes sah, befahl den Alten zu sich zu holen.

Als der alte Mann im Zelt des Königs saß, fragte der König: „Was tust du, um so glücklich und zufrieden zu sein? Ich wäre es auch gerne und dabei suche ich seit vielen, vielen Jahren in allen Herren Ländern danach.“

Der Alte antwortete mit mildem Lächeln: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich.“

Der König schaute etwas verwirrt den alten Mann an. Dann platzte es aus ihm heraus: „Alter Mann, wenn Dir Dein Leben lieb ist, treibe keinen Spott mit mir. Was du sagst, tun ich und jeder meiner Gefolgsleute auch. Wir schlafen, essen und gehen. Aber wir sind nicht glücklich. Was also, ist wirklich dein Geheimnis?“

Der alte Mann schaute mit ruhigen Augen den König an und antwortete erneut: Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ist und wenn ich esse, dann esse ich. Die Unruhe und die aufsteigende Wut des Königs spürend, fügte der alte Mann nach einer Weile hinzu:

„Sicher, mein König, liegt auch Ihr und Ihr geht auch und Ihr esst. Aber während Ihr liegt, sind Eure Gedanken schon beim Aufstehen. Während Ihr aufsteht, überlegt Ihr wohin Ihr geht und während Ihr geht, fragt Ihr Euch, was Ihr essen werdet. So sind Eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo Ihr gerade seid.

Ihr müsst wissen mein König, in der Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt. Lasst Euch auf diesen nicht messbaren Augenblick ganz ein und Ihr habt die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein.“

 

Kommentare: 0 (Diskussion geschlossen)
    Es sind noch keine Einträge vorhanden.